samedi 6 octobre 2012

Pestizide schädigen die Bienen

Die „European Food Safety Authority“ (EFSA - www.efsa.europa.eu) hat Mitte September eine Studie der englischen Behörde „Food and Environment Research Agency“ (FERA) publiziert, um die Öffentlichkeit über die Einflüsse der Insektizide und anderer Faktoren auf die Honigbiene zu informieren. Der Bericht der FERA stützt sich dabei auf Forschungsergebnisse aus knapp 360 wissenschaftlichen Studien. Einige Studien bezogen sich neben der Honigbiene auch auf Hummeln und Wildbienen, die neben der Biene eine bedeutende Rolle bei der Bestäubung und beim Erhalt der Biodiversität spielen. Im Vordergrund standen die Fragen: Auf welche Weise kommen Bienen mit Pestiziden in Kontakt? Welche Auswirkungen haben Mischungen von verschiedenen Pestizid-Wirkstoffen? Gib es Wechselwirkungen zwischen Pestiziden und Krankheiten (z.B. Nosema) für die Biene?

Die Ergebnisse sind ernüchternd. Zur Untersuchung der unterschiedlichen Eintragungswege, durch die unsere Bienen mit Insektiziden in Kontakt kommen können, lagen 148 wissenschaftliche Studien vor. Neben der „klassischen“ Feldspritzung, wurden dabei ausdrücklich Ausstäubung durch die Beizmittel bei der Saat und die Anreicherung von Insektiziden in so genannten Guttationstropfen an den jungen Pflanzen genannt. Eine Gefahr geht dabei insbesondere für die Nektar-Sammlerinnen im Bienenvolk aus, die direkt mit den Wirkstoffen in Kontakt geraten.

Insgesamt 103 Forschungsstudien beschäftigten sich mit dem Einfluss von Mischungen verschiedener Pflanzenschutzmitteln auf Bienen, z.B. aus Insektiziden und Fungiziden. Es konnten Beweise gefunden werden, dass Fungizide aus der Gruppe der Demethylierungs-Inhibitoren (z.B. Azole) eine negative Auswirkung auf die Stoffwechselaktvität der Biene haben. Dabei sind sowohl die Konzentration, als auch die Dauerhaftigkeit und der Zeitpunkt der Fungizid-Applikation ausschlaggebend.

Als besonders alarmierend muss gewertet werden, dass Pflanzenschutzmittel die Anfälligkeit der Honigbiene gegenüber Krankheiten fördern. In den dazu vorliegenden 112 Studien wurde als Beispiel immer wieder die Erkrankung Nosemose (hervorgerufen durch den Einzeller Nosema cereanae) genannt, die bei Bienen Durchfall und bei der Königin eine Verminderung der Eiablage bewirken.

Es muss betont werden, dass die meisten Studien auf Laborexperimenten beruhen. Versuche im Freiland sind extrem schwierig aufgrund des offenen Geländes (Bienen fliegen dahin wo sie wollen) und auch aus ethischen Gründen (Freisetzung von Krankheitserregern, gezielte massive Applikation vonPestiziden). Dennoch kann anhand der Vielzahl wissenschaftlicher Ergebnisse ein negativer Einfluss der Insektizide nicht mehr geleugnet werden.

Schon am 23. Mai 2012 hat die EFSA eine Auswertung von wissenschaftlichen Erkenntnissen über Pestizide und Bienengesundheit veröffentlicht. In dem Gutachten wurden zwei gesonderte Bewertungsmodelle im Rahmen des amtlichen Zulassungsverfahrens vorgeschlagen: eines für Honigbienen sowie eines für Hummeln und Solitärbienen. In der Anfangsphase wird die Einbeziehung von Toxizitätstests empfohlen, bei der erwachsenen Bienen sowie Larven über einen Zeitraum von sieben bis zehn Tagen dem zu testenden Wirkstoff ausgesetzt werden. Dass beide Lebensstadien mehr als einem Tag einem Wirkstoff ausgesetzt sein können (z.B. über Guttationstropfen) wurde bisher das von Standardtests nicht erfasst.
Die EFSA-Sachverständigen für Pestizide empfehlen ferner, die bestehenden Verfahren für Untersuchungen im Labor, Halbfreiland (Käfige, Tunnel und Zelte) und Freiland zu verbessern. Verschiedene Expositionswege (intermittierende und anhaltende Exposition erwachsener Bienen, Exposition durch Inhalation und Exposition von Larven) werden derzeit in Laborversuchen nicht bewertet, und auch die Auswirkungen subletaler Pestizid-Dosen werden nicht vollständig erfasst.

Die EFSA bestätigt also, dass mit den aktuellen Testverfahren chronische Vergiftungen von Bienen durch Saatgutbeizen mit Neonikotinoiden gar nicht erfasst werden können! Dies ist ein Grund weshalb die Imkerverbände ein Verbot der Neonikotinoiden fordern.
Am 20. September.2012 hat die EFSA eine öffentliche Konsultation über ihrem Leitlinienentwurf zur Bewertung der von Pflanzenschutzmitteln ausgehenden Risiken für Bienen gestartet. In den Leitlinien wird ein mehrstufiger Risikobewertungsansatz unter Freiland- und Halbfreilandbedingungen vorgeschlagen, wobei jede Stufe den erforderlichen Schutz der Bienen gewährleistet. Alle Interessenträger und sonstigen interessierten Kreise sind aufgerufen, ihre Stellungnahmen zu den Leitlinien im Rahmen einer öffentlichen Online-Konsultation bis zum 25. Oktober 2012 einzureichen.

Auf dem 87. Imkerkongress in Echternach hatten die 6 Präsidenten der Imkerverbände aus Luxemburg, Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Südtirol und Deutschland in einer gemeinsamen Resolution das Verbot der Neonikotinoide in der Landwirtschaft gefordert. Die verschiedenen Dokumente unterstützen durch wissenschaftliche Daten ein Verbot dieser insektiziden Wirkstoffe.


Quellen:
http://www.efsa.europa.eu/de/press/news/120523a.htm
http://www.efsa.europa.eu/de/press/news/120914.htm
http://www.efsa.europa.eu/de/press/news/120920.htm