jeudi 19 février 2015

Kann Luxemburg sich den Anbau von Raps noch leisten?

In ihrer gemeinsamen Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Justin Turpel schreiben Umweltministerin Carole Dieschbourg und der Ministers für Landwirtschaft, Weinbau und Verbraucherschutz Fernand Etgen über den Raps: „Des Weiteren stimmt es nicht, dass der Pflanzenschutzmitteleinsatz beim Raps grundsätzlich besonders hoch einzuschätzen ist".
Beruht die Einschätzung der Minister, den PSM Einsatz beim Raps als nicht besonders zu bewerten also darauf, dass der Pestizideinsatz bei anderen Kulturen (noch) höher ist? Jedenfalls schreibt der Beratungsdienst der Landwirtschaftskammer über die Pflanzenschutzmaßnahmen im Raps folgendes: „Über die Saison werden teilweise bis zu sieben Spritzapplikationen mit verschiedenen Pflanzenschutzmitteln (Insektizide, Fungizide, Wuchsregler) im Winterraps ausgebracht.“

Raps ist ein Windbestäuber und bräuchte keine Bestäubung durch Insekten. Es ist allerdings wissenschaftlich erwiesen, dass durch den zusätzlichen Einsatz von Bienen beim Raps deutlich höhere Erträge erzielt werden können. Sowohl Landwirte wie Imker würden also von der Aufstellung von Bienenvölkern nahe bei den Rapsfeldern profitieren, wären da nicht die häufigen Pestizidbehandlungen:
  • Bienen und andere Insekten werden durch die Insektizide geschädigt. Praktisch alle akuten Vergiftungsfälle von Bienenvölkern im Frühjahr werden während der Rapsblüte festgestellt.
  • Rapshonig enthält oft Rückstände von Fungiziden und Insektiziden (Quelle DEBIMO)
Als Konsequenz davon versuchen mittlerweile immer mehr Imker ihre Bienenvölker so weit entfernt wie nur möglich von den Rapsfeldern aufzustellen. Imker, die auch Pollen von ihren Bienenvölkern sammeln, stellen diese Aktivität ab der Rapsblüte sogar ganz ein, um dem Risiko von Pestizid-Rückständen im Pollen aus dem Weg zu gehen.


Auf der Informationsversammlung vom Mouvement écologique wies Ministerin Dieschbourg anhand von aussagekräftigen Zahlen auf die Dringlichkeit einer Lösung für unser Trinkwasserproblem hin:
  • Wir verbrauchen in Luxemburg täglich 120.000 m3 Trinkwasser
  • 45.000 m3 sind mit dem Raps-Herbizid Metazachlor-ESA belastet
  • Die jährlichen Kosten für die notwendige Aufbereitung belaufen sich auf 6-7 Mio. Euro
  • Raps wurde im Jahr 2014 auf einer Fläche von 3.700 ha angebaut
  • Die indirekten Kosten des Rapsanbaus für die Allgemeinheit belaufen sich also auf durchschnittlich 1.700 Euro / ha!
Außerdem muss das Wassersyndikat SEBES das Oberflächenwasser aus dem See vermehrt mit Quellwasser aus Tiefenbohrungen mischen, mit bisher schwer einzuschätzenden Konsequenzen auf unsere Grundwasserreserven. All diese zusätzlichen Kosten müssen entweder über den Wasserpreis oder über das Verursacherprinzip („pollueur payeur“) gedeckt werden.

Angesichts dieser Sachlage müsste der intensive Anbau von Raps in Luxemburg Frage also zumindest kritisch hinterfragt werden!